(23.05.2013) Im Januar ging für Dominik Brinkmann ein Traum in Erfüllung. Der junge Dortmunder erhielt als Pilot des Haribo Junior Team die Chance das berühmte 24h-Rennen auf der Nürburgring Nordschleife mit einem Porsche zu bestreiten. Am vergangenen Wochenende war es dann soweit und Dominik hielt seine unzähligen Eindrücke in einem spannenden Tagebuch fest.
Montag (13.05.) – Mittwoch (15.05.)
Nun wird es ernst: Wobei eigentlich bin ich schon seit dem ersten Anruf von Christian Menzel im Januar sehr gespannt und freue mich wie ein kleines Kind. Nach dem wir zwei gelungene VLN Rennen bestritten haben, stand in den vergangenen Tage die Vorbereitung auf das anstrengende Rennen im Vordergrund. Gemeinsam mit meinem Partner B2B (Björn Wienhold) und meinem Mentalcoach Frank Schoppe habe ich ein straffes Programm absolviert und fühle mich topfit. Es kann los gehen!
Donnerstag (16.05.)
Vier Tage vor dem Start war das Fahrerlager am Nürburgring schon voll. Heute standen alle administrativen Aufgaben auf dem Terminplan. Wir mussten zur Dokumentenabnahme, sowie unsere Bekleidung, den Helm und das Hans-System den technischen Kommissaren präsentieren. Alles war in Ordnung und meinem Start sollte nichts mehr im Wege stehen.
Am Abend wartete dann eine ganz neue Erfahrung auf mich. Gemeinsam mit meinen Teamkollegen Christian Menzel, Mario Farnbacher und Jeffrey Schmidt ging es zu den Adenauer Racing Days. Trotz schlechtem Wetter, waren die Straßen voll und zahlreiche Fans jubelten einem zu. Ich hätte nie erwartet, dass so viele Fans einen kennen, ein Autogramm von einem möchten und einem die Daumen drücken. Das Feedback war überwältigend und teilweise fühlte ich mich wie ein „großer“ Rennprofi.
Als Abschluss des ersten Tags, gab es dann am Abend noch ein gemeinsames Teamdinner, um sich auf die folgenden Tage einzustimmen. Alle hatten gute Laune und fieberten dem Start entgegen.
Freitag (17.05.)
Nun wurde es auch auf der Strecke ernst. Wir absolvierten unser erstes freies Training. Das Auto lief perfekt und alle waren positiv gestimmt für das erste Qualifying am Abend. Zunächst hat jeder von uns seine beiden Pflichtrunden absolviert. Die Strecke war zu Beginn des Trainings nass, trocknete aber zu Trainingsende ab, sodass wir alle noch eine Runde bei Dunkelheit gefahren sind. Das hat unglaublichen Spaß gemacht, obwohl man bei dem Nebel teilweise Blind in manche Kurven gefahren ist. In der Gesamtwertung waren wir 39. und damit auf Top-40 Kurs. Denn unser Ziel war ein blaues Blinklicht. Dieses vereinfacht während des Rennens das Überholen der langsameren Fahrzeuge.
Samstag (18.05.)
Auf komplett trockener Strecke stand das zweite Qualifying auf dem Programm. Christian (Menzel) schaffte es uns mit einer Zeit von 8:45,098 Minuten unseren Haribo Porsche auf Position 34 zu platzieren und sicherte und damit einen Platz im Top-40-Qualifying. Unser Auto lief wirklich gut und ich fand in meinen Rhythmus. Auf meiner Runde war ich ebenfalls gut unterwegs, bin eine 9:00,00 gefahren und lag damit auf einem guten Level.
Zur nächsten Autogrammstunde ging es dann am Mittag. Im Ring Boulevard konnten die Fans ihre Piloten hautnah erleben. Wir waren als Junior Team auch vertreten und haben fleißig Autogramme verteilt, Bilder gemacht und uns mit den Fans unterhalten. Da wurde mir noch einmal bewusst, welche große Chance ich im Haribo Junior Team erhalten habe.
Nach dem Fantrubel galt es abends wieder Daumen zu drücken. Mario (Farnbacher) fuhr unser Top-40-Qualifying und war wirklich gut unterwegs. Am Ende standen wir auf Startplatz 35 und hatten eine sehr gute Ausgangslage für das Rennen am Sonntag.
Sonntag (19.05.)
Endlich Renntag! In diesem Jahr fiel der Startschuss erst um 17 Uhr. Zu Beginn hatte ich Sorge, dass der Tag nicht umgehen würde. Ich habe mich aber noch einmal mit Björn Wienhold (B2B) körperlich vorbereitet und im Fahrerlager war so viel los, dass es auf einmal hieß: „Wir schieben nun das Auto in die Startaufstellung.“ Als 35. standen wir weit vorne und waren mittendrin statt nur dabei. Das war eine wirklich tolle Kulisse, die Tribünen waren voll, die Startaufstellung war voll. Die Anspannung stieg und alle freuten sich auf ein erfolgreiches Rennen. Einziger Wehmutstropfen war das Wetter. Beim Start war es noch trocken, doch die Prognosen für die Nacht waren verheerend. Wir konzentrierten uns aber nur auf das hier und jetzt. Christian fuhr den Start und kämpfte sich bis auf Position 20 nach vorne. Den zweiten Stint bin dann ich gefahren. In meinen neun Runden habe ich jeden Meter genossen. Doch zum Ende wurde es noch mal eng. Wir entschieden uns eine Runde länger zufahren. Dadurch ging aber schon in den Hatzenbachbögen die Reserveleuchte an. Ab jetzt musste ich Sprit sparen wo es nur ging. Ich fuhr jede Kurve mindestens einen Gang höher als normal und baute längere Rollphasen ein. Irgendwie musste ich das Auto zurück zur Box bekommen. Am Pflanzgarten musste ich dann zusätzlich die Reservepumpe einschalten und noch einmal die Geschwindigkeit verringern. Letztendlich habe ich es zur Box geschafft, jedoch haben wir sechs Plätze verloren.
Im weiteren Lauf lief aber wieder alles perfekt. Meine Teamkollegen machten einen super Job und ließen sich auch nicht vom starken Regen einbremsen. Um 23 Uhr folgte dann eine plötzliche Rennunterbrechung. Der Regen wurde zu stark und auf der Strecke herrschte fast nur Aquaplaning. Aus meiner Sicht eine richtige Entscheidung. Zu diesem Zeitpunkt lagen wir auf Rang 19 in der Gesamtwertung und Platz zwei in unserer Klasse SP7. Durch den Rennabruch stand nun eine unerwartete, aber erholsame Nacht auf dem Programm.
Montag (20.05.)
Nach 9,5 Stunden Pause ging es dann um 8 Uhr weiter. Christian fuhr unseren Restart und schaffte es, auf weiterhin nasser Strecke, weitere Positionen aufzuholen. Nach 16 Stunden lagen wir auf Platz 15 und haben noch einmal die Taktik geändert. Durch die größere Porscheerfahrung fuhren meine Teamkollegen die folgenden Stints und ich erhielt die Ehre das Fahrzeug durchs Ziel zu fahren. Leider sollte es dazu nicht kommen! Jeffrey stellte auf Rang zwölf liegend einen Wasserverlust fest. Er schaffte es noch an die Box und die Mechaniker reparierten den defekten Kühlschlauch. Ich ging dann auf die Reise, in die letzte Rennstunde. Das Problem war aber leider noch nicht behoben. Ich bemerkte wie Rauch aus dem Motor aufstieg und musste das Auto am Streckenabschnitt Adenauer Forst abstellen. Die Enttäuschung war sehr groß, wir waren auf Top-Ten Kurs, vor uns nur noch große Rennteams. Das tat weh und wir alle hätten lieber die harte Arbeit der letzten Wochen mit einem guten Ergebnis belohnt. Leider gehören solche Rückschläge im Motorsport dazu. Erfreulich ist aber das ich die schnellste Rennrunde im Team gefahren bin, da war ich schon etwas stolz.
An dieser Stelle möchte ich mich aber ganz herzlich beim gesamten Haribo Racing Team für diese tolle Möglichkeit und Zusammenarbeit bedanken. Ich bin wirklich glücklich ein Teil dieses hochprofessionellen Teams gewesen zu sein. Zudem möchte ich mich bei meinen Teamkollegen Mario und Jeffrey und insbesondere Christian für seine wirklich hervorragenden Tipps bedanken. Ich konnte eine Menge in dieser kurzen Zeit lernen. Ebenso bedanken möchte ich mich bei meinem Trainer Björn Wienhold, mit dem ich mich seit Januar intensiv auf dieses Rennen vorbereitet habe. Der gleichen Dank gilt auch Dr. Karl Schuster (Teamarzt Haribo Racing Team) und Kurosch Nassiri (Teamphysio Haribo Racing Team), sowie Frank Schoppe, der mich im Vorfeld und am Wochenende mental auf das Rennen vorbereitet hat. Danke an alle die mir dieses bisher einzigartige Erlebnis ermöglicht haben.
Leider ist das Haribo Junior Team Projekt nun zu Ende. Das ist für mich natürlich sehr schade, ich stehe nun ohne Fahrerplatz da und werde in den nächsten Wochen versuchen zum nächsten VLN-Rennen ein Cockpit zu bekommen.
Drückt mir dafür die Daumen, euer Dominik!